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Ramp Agent

Heute stelle ich euch meinen neuen Nebenjob vor: Ramp Agent am Flughafen Köln-Bonn. Und jetzt werden die meisten von euch Google befragen was genau ein Ramp Agent ist! Ich bin ehrlich, nur durch meine Liebe zur Luftfahrt kannte ich den Job schon vorher, aber ohne dieses Wissen wäre es mir auch kein Begriff gewesen und ich hätte auch googeln müssen.

Aber hey, dafür ihr habt ja mich, der euch heute hier alles über diesen spannenden und in meinen Augen sehr wichtigen Job erklärt und erzählt! Und ja, dieser Job ist nur aktuell als Quereinsteiger zu bekommen, da durch die Covid Pandemie ein extremer Mangel an Personal an Flughäfen herrscht. Mein Glück, denn so bekam ich den Job am Flughafen! Also, los gehts.

Flughafenliebe  

Ihr wisst vermutlich, dass neben der Fotografie die Luftfahrt meine zweite große Leidenschaft ist, und daher macht es mich noch glücklicher, dass ich nun 2 Jobs habe, die sich nicht zwingend wie Arbeit anfühlen! Natürlich sind sie das, und sie sind auch extrem zeitraubend und anstrengend, aber eben gut anstrengend. Ich kann 12 Stunden am Stück arbeiten, ich würde nicht jammern und es ist mir auch egal so lange auf der Arbeit zu sein, dass meine ich damit. Die Arbeit macht mir extrem viel Spass und dass ist am Ende dass, was für mich überwiegt und zählt. Denn am Gehalt kann es nicht liegen, so viel kann ich euch verraten. Die Bezahlung ist in Ordnung/ok, aber für diesen Job in meinen Augen einfach zu gering. Zuschüsse gibt es, ja, aber generell ist die Bezahlung nochmal ein anderes Thema! 

Bevor es losgehen konnte… 

Wie ich zu dem Job kam? Mein Opa war der „Übeltäter“ mit dem Tipp: „Guck mal hier, am Flughafen suchen sie Ramp Agenten, das wäre doch was für dich, oder?!“ Und gut, wenn Opa dir nen Tipp gibt, dann nimmst du ihn auch an und wahr. Also bewarb ich mich auf die Stelle und nach einem Vorstellungsgespräch ging es dann auch schon direkt los. Naja, so fast. denn was man alles offenlegen muss, um am Flughafen arbeiten zu dürfen… alter Falter, das war ne menge Papierkram! Aber nachdem meine Papiere dann geprüft und genehmigt waren, ging es zum Flughafen um dort noch einige Schulungen zu absolvieren, ohne die ich sonst nicht hätte arbeiten könnte. Einmal musste ich die allgemeinen Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen kennenlernen/beherrschen, und dann ging es weiter zur Vorfeldbefahrung. Also wie ich mich auf dem Vorfeld zu benehmen und vor allem, wie ich dort richtig fahre und wo ich fahren darf, und wo nicht. Wo ich mich frei bewegen darf, und wo nicht! Was ich speziell an Kleidung an mir haben muss und vieles mehr. 

Verantwortung hoch 10 

Als ich dann alle notwendigen Dokumente zusammen hatte, ging es für mich Mitte November zu meinem ersten Arbeitstag am Flughafen. Ich war ziemlich aufgeregt, denn der Job ist einmal sehr spannend, man hat aber auch sehr viel Verantwortung und jetzt kommt vielleicht etwas „blödes“…: in meinem Alter quasi nochmal einen neuen Job zu erlernen, das fühlte sich wieder an wie früher, zu meiner Ausbildungszeit vor ein paar Jahren. Der kleine Thomas am großen Flughafen, und Köln ist noch nicht mal wirklich groß.. aber ihr versteht was ich meine. Es fühlte sich gut an, aber auch schlecht… ein neuer Job, d.h du hast deinen anderen Job wohl nicht gut genug oder richtig gemacht… Aber das ist ja definitiv nicht der Fall! Dieser Nebenjob dient lediglich dazu, meine Fotografie finanziell zu unterstützen bis die Auftragslage wieder da ist, wo sie vor Corona mal war. 

Neue Kollegen, neues Umfeld, extrem viel Input und Dinge über die man sich als Passagier nie Gedanken macht, sind plötzlich greifbar nah und sind nun deine Probleme, also meine Probleme! Am Flughafen wird in Schichten gearbeitet, dass heißt früh, spät und nachts. Einmal von 0600 – 1400, dann von 1400 – 2200 und als letztes von 2200 – 0600. Und ja, so schreibt man in der Luftfahrt die Zeiten auf. So lernt ihr hier direkt auch noch was. 

..wer nicht fragt bleibt dumm!

Mein erster Tag (in diesem Fall ein Nachtdienst) war spannend, von der ersten Minute an. Ich durfte mit einem Kollegen mitlaufen und ihm bei seiner Arbeit über die Schultern schauen, um mal das vorher Erlernte in der Praxis zu sehen. Und auch hier haben wir das Phänomen wie bei fast allen Jobs: die Theorie ist das Eine und auch wichtig! Aber die Praxis sieht doch immer nochmal anders aus.. Regeln und Gesetzen soll und darf man nie ändern oder nicht befolgen, ganz klar, aber ich musste erst mal lernen wie es am Flughafen so abläuft und vor allem wieder Kollegen zu haben. Hier hält sich jeder an die Regeln, keine Sorge Freunde, aber wie es ablaufen soll und wie es abläuft, ist doch unterschiedlicher als ich dachte. Je nachdem mit wem man arbeitet (Kollegen/Abfertigung des Flughafens/Gate/Piloten/Crews, etc.) läuft alles doch etwas anders ab.. das Endergebnis ist immer das Selbe, aber der Weg dorthin ist hier und da doch anders. Das Gute daran, ich konnte mir von allem das „Beste“ merken/aneignen, und so handhabe ich die Abfertigung nun mit den besten Herangehensweisen! Jeder Flieger ist anders, jeder Tag besonders und nicht wirklich planbar was passieren wird. Natürlich gibt es einen Dienstplan, aber was letztendlich am Flugzeug passiert, das weiß man erst wenn man davor steht!

Was macht ein Ramp Agent genau? 

Eine sehr gute Frage! Ich versuche es mal ganz grob und vereinfacht zu beschreiben: Das Flugzeug landet, und ab dem Zeitpunkt an dem es seine Parkposition erreicht bis zum Zeitpunkt an dem es diese Position wieder verlässt, bin ich als Ramp Agent für alles was am Flugzeug passiert verantwortlich. Was genau, dass liste ich euch jetzt mal kurz auf: 

  • im Ops Unterlagen für den Flug vorbereiten 
  • zur Parkposition fahren
  • das Vorfeld/den „Parkplatz“ des Flugzeugs auf FOD prüfen (Gegenstände die dort nicht hingehören)
  • das Flugzeug nach dem „Parken“ auf offensichtliche Schäden überprüfen
  • das Flugzeug sichern lassen. Chocks gesetzt (Bremsklötze)? GPU angeschlossen (externer Strom)?
  • ist die Brücke/Treppen richtig angebracht?  
  • sind Busse für die Passagiere vor Ort? 
  • ist das Vorfeld für das Walk-boarding bereit/sicher?
  • die Crew begrüßen und das „Go“ zum Aussteigen geben
  • die Entladung der Koffer beaufsichtigen 
  • das Einladen der Koffer beaufsichtigen 
  • das Tanken beaufsichtigen & die richtige Menge Kerosin prüfen
  • Reinigungsfirma für die Kabine ins Flugzeug lassen
  • Wasser- oder Lavatory-Service anfordern
  • mit den Piloten sprechen und den Flugplan/Ladeplan abgleichen
  • die Passagierliste am Gate abholen und der Crew geben
  • „Specials“ wie Rollstuhlfahrer, Menschen die Hilfe benötigen, oder Kinderwägen beim Einsteigen bevorzugen und dem DRK Anweisungen geben wo die Gäste sitzen
  • eventuelle Änderung vornehmen wenn Passagiere fehlen oder Koffer fehlen/zu viel sind (LMC = Last Minute Changes)
  • das „Go“ für das Boarding der Maschine geben 
  • überprüfen wie viele Passagiere final im Flugzeug sind
  • überprüfen wie viele Koffer/Gepäckstücke final im Flugzeug sind
  • währenddessen die Beladung im Frachtraum prüfen (Spezielle Fracht muss besonders verzurrt sein)
  • das Flugzeug nach der Beladung und dem Betanken erneut auf äußerliche Schäden kontrollieren
  • mit dem Piloten die Beladung und Betankung gegenchecken / der Trim (Balance) des Flugzeugs und ob alle Gewichte eingehalten wurden Eventuelle Änderungen manuell vornehmen und berechnen (LMC)
  • nötige Unterlagen unterschrieben zurück erhalten, die Schließung der Flugzeugtüren checken
  • überprüfen dass alle Türen verschlossen sind (Walk around)
  • Treppe/n entfernen lassen, GPU (externer Strom) entfernen lassen 
  • mit dem Headset mit dem Piloten verbinden währen das Pushback Fahrzeug ankommt und den weiteren Ablauf bestätigen 
  • eventuelle Wünsche/notwendigen Handlungen anfragen/überwachen (de-icing im Winter) 
  • Pushback Fahrzeug Verbindung überprüfen / Steuerungs-Pin gesetzt? 
  • Chocks (Bremsklötze) entfernen lassen und das Pushback begleiten bis auf den Taxiway (Rollweg zur Startbahn) 
  • Triebwerkstarts überprüfen/ Steuerungs-Pin entfernen und während dessen alles mit dem Piloten und dem Pushback Fahrer abgleichen und koordinieren 
  • mit dem Steuerungs-pin auf der gewünschten Seite (hängt von der Postion am Flughafen ab) dem Piloten ein Daumen hoch geben und mit dem Steuerungs-Pin winken und symbolisieren dass er losrollen darf
  • ins Büro zurück fahren 
  • alle Unterlagen abheften, Passagierdaten/Koffer etc. und Zeiten im System einpflegen (jeder Schritt wird zusätzlich noch zeitlich dokumentiert um Verspätungen nachvollziehen zu können)
  • nächsten Flug vorbereiten und alles von vorne bei PAX Maschinen (Passagier Maschinen). Bei Frachtmaschinen sieht das alles nochmal ganz anders aus! 

So, jetzt habt ihr mal nen groben Plan von dem was so abgeht während das Flugzeug auf euch wartet und ihr gemütlich einsteigt. All das was ihr hier oben gelesen habt passiert in etwa 30-45 Minuten wenn es optimal läuft. Und vor allem bei jedem Wetter, ganz egal wie gut oder schlecht es ist. Ich hatte seitdem ich am Flughafen arbeite von -13°C bis zu 10°C, Schnee, Nebel, Starkregen und starkem Wind eigentlich alles was man so haben kann. Ich freue mich schon auf den Sommer und die langen Tage wenn es länger hell ist. Wie sich das mit der Hitze auf dem Rollfeld anfühlen wird, das werde ich erst im Sommer herausfinden! So, jetzt wisst ihr schon mal was ich meinte mit viel Verantwortung, oder?

Und hier ist noch lange nicht alles bis ins Detail aufgelistet. Denn einmal darf ich das nicht, und es würde auch den zeitlichen Rahmen hier sprengen. Ich weiß/hoffe, ihr lest hoffentlich gerne was ich euch zu berichten habe, aber irgendwann wird es auch langweilig! Daher sollte das hier so erst mal reichen. 

englisch ist nicht gleich englisch 

Da war ich Anfang echt etwas baff.. Denn englisch ist nicht gleich englisch.. Die Aussprache ist eine komplett andere und es gibt Begriffe und Abkürzungen, die ich vorher noch nie gehört hatte. Und für den Anfang ist das eine ganze Menge an neuen Infos, die man erst mal verarbeiten muss, bzw. verstehen muss… Als kleines Beispiel: A ist nicht A, es heißt Alpha. Three spricht man nicht so aus wie man es kennt, es heißt: trie (so ausgesprochen) und nine ist nicht nine, es heißt „niner“, und und und… 

Aber ich merke schon, dass wird besser mit der Zeit. Abkürzungen wie TOW, ZFW, AZFW, NOTOC oder genereller Funkverkehr will geübt sein. Und nein, keine Sorge: ich beherrsche/kann das alles! Es ist nur jedes Mal aufs Neue „schwer“ und um so schwerer mit seinen Bekannten im privatem „normales“ Englisch zu sprechen. Aber sind wir mal ehrlich, wer kann schon behaupten ein Flugzeug „gassi zu führen“? Die meisten gehen mit ihrem Hund spazieren, ich hier in diesem Fall mit einem Airbus A320neo von WizzAir! 

Multitasking ist ein Muss!

Ihr merkt, der Job verlangt einem doch sehr viel ab, was ich aber auch genau aus dem Grund so spannend finde! Es sind viele Aufgaben die am Besten alle zeitgleich abgearbeitet werden möchten. Dass das einem ab und zu den letzten Nerv raubt oder die Geduld unter die Probe stellt ist glaube ich normal, aber auch das braucht Übung und Routine. Und ich würde sagen, so langsam ist die Routine schon da! Ich arbeite nun seit November am Flughafen in Köln und könnte kaum glücklicher über meinen neuen Nebenjob sein! Vor allem wenn spezielle Flüge zu uns diverten (von anderen Flughäfen zu uns umgeleitet werden aus den verschiedensten Gründen). Ich als Flugzeug Freak stehe dann direkt parat wenn ein Turkish Airlines A330 oder ein British Airways A319 bei uns auf dem Vorfeld steht. 

Es gibt die Momente, da könnte ich mich selbst tierisch ärgern wenn es nicht so klappt wie ich es mir wünsche/vorstelle, aber auch das gehört dazu! Fehler zu machen ist nichts schlimmes, so lange man sie nur 1x macht und aus diesen auch lernt! Meine ersten Tage waren, ich würde es mal „speziell“ nennen… Chaos pur, der kleine Thomas am Flughafen, Nachtschicht, alles Neu, ich hatte zwar einen groben Plan was ich machen werde, aber am Ende hatte ich doch keinen! Ein hoch auf nette Kollegen und meine Gabe Dinge schnell zu erlernen und auch zu behalten! Aber wie mein Chef schon meinte, wer nachts am Flughafen anfängt, der bekommt die Tagesschicht locker gerockt! Und genau so ist und war es auch! Fracht- und Passagiermaschinen sind zwar komplett verschieden von der Abfertigung her, aber doch sehr ähnlich. Wenn es die Zeit zulässt, mache ich dazu auch nochmal einen Beitrag wenn es euch interessiert? 

Auf viele schöne Momente am Flughafen, und Möglichkeiten euch diese auch mitzuteilen! Ich habe vor einen weiteren Account auf Instagram zu eröffnen, auf dem ich euch von meinem Nebenjob als Ramp Agent berichten werde. Natürlich mit schönen Bildern und Stories! Denn ich kann das Mal auf meinem Fotografie Account hochladen, aber dort erwartet ihr anderen Content, und dass ist auch vollkommen in Ordnung und richtig so. Es wird also in naher Zukunft einen weiteren Account von mir geben, wann weiß ich allerdings noch nicht, da ich schauen muss was ich zeigen kann und vor allem was ich zeigen darf! Seit gespannt was da noch so kommt, und ich würde sagen wir hören uns nächsten #PostDonnerstag wieder.

Wenn ihr noch Fragen zu meinem neuen Job haben solltet, dann haut sie mal raus 😉 Bleibt gesund, passt auf euch und eure Mitmenschen auf und bis in 7 Tagen. Macht´s gut! 

 

1 Comment

  1. 6. März 2023 - Antworten

    Das klingt ja richtig gut! Vielen Dank für den tollen Beitrag und den Einblick in den Alltag eines Ramp Agents.
    Ich bin auch ein großer Freund der Fliegerei, von daher hast du auch in meinen Augen einen Traumjob.

    Ich wünsche dir viel Spaß und viele Grüße!

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