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Rad am Ring 2022

Mit dem Fahrrad über die legendäre Nordschleife fahren? Ich habe mir den Traum dieses Jahr erfüllt und was soll ich euch sagen: Wow, was für ein Erlebnis! Einige Bilder hier sind von mir mit meinem Handy aufgenommen, andere sind vom Team vor Ort (Sportograf) gemacht worden. Nur dass ihr da Bescheid wisst.

Als ich mein Ticket vor knapp 8 Wochen für Rad am Ring 2022 bestellte, hatte ich ein riesiges Lächeln im Gesicht! Mir war da zu dem Zeitpunkt allerdings nicht klar, dass ich für dieses Event leider nicht trainieren werden kann.. Kurz vor ab: ohne Training ist es wirklich sehr hart! Denn knapp 3 Wochen vor dem Start verletzte/verdrehte ich mir irgendwie im Urlaub mein Knie (ich weiß auch heute nicht was genau los ist/war), und somit war vorheriges Training für den besonderen Tag leider nicht drin.

mit dem Fahrrad durch die legendäre grüne Hölle

Aber was genau ist Rad am Ring überhaupt? Knapp 8000 Menschen, die es lieben mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, treffen sich am Nürburgring um dort ein unvergessliches Wochenende zu haben! Es gibt neben den ambitionierten Rennen (24h-Rad-Rennen, 24h-Offroad-rennen, 25-,75-,150km Jedermann Rennen, Zeitfahren, World Press Cycling) auch touristische Runden (sei es mit dem E-Bike, dem Gravel, dem Rennrad oder dem Mountainbike) und Kinderrennen. Über drei Tage verteilt laufen die Wettbewerbe am Nürburgring in der Eifel. Auf dem weitläufigen Gelände an und um die Strecke wird gecampt, gefeiert und gefachsimpelt rund um das Thema Fahrrad. Es gibt Angebote für Rennfahrer, Mountainbiker und Touring-Interessierte. Wer es genau nachlesen möchte, der kann hier die Disziplinen nachschauen! Was ich besonders toll finde, Familien kommen hier genauso auf ihre Kosten, wie hobby- oder professionelle Rennsportler. Das alles läuft ganz entspannt nebeneinander her. 

Eine Runde über die Grand Prix-Strecke und Nordschleife sind etwa 26 Kilometer und hat neben 92 Kurven ca. 560 Höhenmeter. Ihr merkt, dass ist schon ne ordentliche Hausnummer! Ich hatte mich für das 75km Jedermann-Rennen angemeldet und merkte schnell, dass mein Handeln vielleicht etwas übereifrig gewesen sein könnte. Ich fahre schon seit meiner Kindheit Fahrrad, kenne den Nürburgring sehr gut und dachte auch, dass ich eigentlich eine gewisse Grundfitness habe… Ich hatte allerdings unterschätzt, was die knappen 600 Höhenmeter pro Runde mit mir machen werden und, dass ich eben nicht trainiert hatte?!

.. auf was hatte ich mich da eingelassen?

Früh morgens um ca. 07:30 Uhr kam ich am Ring an, holte in der Boxengasse meine Startunterlagen ab und bereitete mich und mein Fahrrad auf das kommende Rennen vor. Zu mir nahm ich nur leichte Kost, viel Trinken, gut eincremen, Muskulatur dehnen und aufwärmen, Startnummern an Helm und Fahrrad anbringen, Fahrradbekleidung an, das Fahrrad das letzte Mal auf seine Funktionen checken, Powerbank fürs Handy bereit halten und dann hieß es ab zum Start!

(so motiviert und optimistisch sah ich übrigens noch vor dem Start aus!)

Was hatte ich alles dabei?

Fahrrad: Canyon Grail AL 7.0 eTap

Kleidung: Canyon ESPORTS Kurzarmtrikot, Canyon Bibshort, Specialized Fahrradschuhe, Fox Handschuhe, Pari Souplesse Socken 

Zubehör: 2x Canyon Trinkflaschen, Powerbank, Handyhalter Lenker, Strava-App , Alpina Fahrradhelm, Rose Fahrradpumpe, Schwalbe Ersatzschlauch, Reifen-Flickzeug

Nahrung: 2x Wasser, 1x Dextro Energy Würfel, 1x Proteinriegel und die Verpflegung die es zum Glück auf der Stecke gab

START

Es ging los, mein erster Start beim Rad am Ring 2022. 75 Km standen vor mir und durch die ganzen Menschen um einen herum, die laute Musik und das Renn-feeling vor Ort wurde man richtig gepusht, man hatte Bock auf das was da kommen sollte und als dann der Starschuss ertönte, hieß es nur noch: losfahren!

Die ersten Meter waren grandios, man fuhr über die Grandprix Strecke und rings herum jubelten einem fremde Menschen zu, ganze Teams mit ihren „Unterkünften“ feuerten ihre Jungs und Mädels an, die Stimmung war klasse. Ich war nur etwas überfordert denn es waren so viele Menschen um einen herum, und auch sehr nah, dass ich es tunlichst vermeiden wollte direkt am Anfang zu stürzen oder für einen Sturz verantwortlich zu sein. Das sieht man mir auch hier sehr gut am ersten Bild an! (Thomas, bloß keinen Scheiss bauen jetzt, halte dich aus allem raus und nicht stürzen!)

Als es dann auf die Nordschleife ging überkam mich ein Schauer der Freude, ich fuhr tatsächlich mit meinem Fahrrad auf dieser legendären Strecke mit hunderten, nein tausenden Menschen und das bei bestem Wetter! Ich wusste genau welche Kurve wann kommt, denn ich war schon mehrfach mit meinem Auto auf der Strecke unterwegs sowie digital mit der Playstation, und das sollte mir einen gewissen Vorteil verschaffen, den Erstbesucher eben nicht hatten. Denn sagen wir mal so, die Geschwindigkeit die ich in der Fuchsröhre erreichte… puh, da musste ich selbst mal kurz schlucken als ich dass dann auf dem Bild sah! Und wer sich auf dem 1/3 eben nicht traute laufen, bzw. in unserem Fall rollen zu lassen, der ließ gut Zeit liegen und auf meiner ersten Runde war ich wirklich flott unterwegs! (hoch konzentriert und angespannt, wie ihr auf den meisten Bildern sehen werdet!)

Nachdem es das 1/3 so gut es geht nur bergab ging, folgte darauf hin das 2/3 in dem es fast dauerhaft bergauf ging. Und zwar nicht nur ein bisschen, sondern bis zu 17% Steigung. Und Freunde, ich sage euch, wer Höhenmeter vor solch einem Event nicht trainiert haben sollte, ganz schön blöd! Merkt ihr was? Ja, ich meine mich damit. Wow war das heftig die knappen 4-5 Kilometer nur bergauf zu radeln.. aber zum Glück gab es zwischendurch Stationen von Dextro-Energy, die einem mit Getränken und Snacks versorgten! Und das war auch bitter nötig, denn eine meiner beiden Trinkflaschen war schon nach knapper halber Strecke leer..

Es zog sich wirklich sehr bis man auf höhe der Hohen Acht wieder langsam zum durchatmen kam, und sich die Muskulatur wieder so erholen konnte.. Denn bis da oben war es ein wirklicher Kampf der Muskeln und des eigenen Schweinehundes nicht abzusteigen! Oben angekommen, ging es wieder einigermaßen bergab gefolgt von ein paar geraden und meinem persönlichen Lieblingsteil der Strecke, Wippermann und Brünnchen!

Und hier seht ihr noch einen Thomas, der guter Dinge war, dass er das Tempo von durchschnittlich 28 km/h auf der ersten Runde durchziehen könne… Tja Thomas, weit gefehlt! Denn so ab Hälfte der zweiten Runde sagten mir meine Oberschenkel plötzlich: „Ehm du.. sag mal hast du eigentlich hier für trainiert? Nicht? Tja, dann tut es mir leid, aber wir haben so langsam keinen Bock mehr auf das bergauf fahren hier!“ Und die Muskelkrämpfe begannen..

Meine Geschwindigkeit in allen Sektoren/Bereichen sank drastisch, sogar in der Fuchsröhre war ich weit entfernt von der Geschwindigkeit der Vorrunde und mit dem Wissen, wie viele Höhenmeter und Kurven da noch vor mir liegen dachte ich mir nur noch: „Egal wie Thomas, dein Ziel ist jetzt es bis zum Schluss durchzuhalten! Aufgeben ist absolut keine Option! Und bloß lächeln, hier werden fast überall Fotos gemacht!“ Sagen wir mal so, ab Runde 2 3/4 war nichts mehr mit lächeln.. da hieß es nur noch kämpfen, Zähne zusammenbeißen und durchziehen!

Zusammenhalt überall auf der Strecke

Was ich hier wieder lernen durfte: Egal wie fit man ist, egal was man meint zu können, der eigene Körper teilt einem schon mit wann Schluss ist und meine Beine teilten mir dann auf der letzten Runde nach der Bergabpassage mit, dass sie keinen Bock mehr hatten und sich entschieden aus dem Event auszusteigen! Da Aufgeben aber keine Option für mich war, stieg ich also ab und schob mein Fahrrad so weit ich eben musste, um wieder etwas Leben in meine Beine zu bekommen.. Während meiner „Schande des Schiebens“ wurde ich oft angesprochen ob alles in Ordnung sei und ob man mir helfen könnte, dass ich darüber wirklich gerührt war.

Ich dachte am Anfang, wie peinlich ist es bitte wenn man hier absteigt? Vermutlich belächeln einen die Meisten und fahren mit einem grinsen an einem vorbei. Denn alle hier sahen aus wie Profis, ausgenommen mir. Und natürlich gab es auch genau diese Kandidaten, aber die meisten vor Ort waren gewillt zu helfen und so ergab sich eine kleine Gruppe, die gemeinsam mit mir schob. Der Zusammenhalt auf der Strecke war genial und so konnte ich meine Muskelkrämpfe so gut es geht überwinden/ausblenden und den Rest der Strecke tatsächlich aus eigener Kraft zu Ende fahren! Danke! Auch an mich, dass ich nicht aufgegeben habe!

Wer sein Fahrrad liebt- der schiebt!

Meine erste Runde war mit knapp 47 Minuten eine wirklich gute Zeit für mich, meine zweite Runde kam mit 68 Minuten schon etwas langsamer um die Ecke, aber meine dritte Runde mit ihren 109 Minuten sagte wohl alles… die grüne Hölle schlug zu, und zwar richtig! Ich hatte mich nicht verausgabt, denn ich ging mit Taktik an das Rennen, aber die Höhenmeter, die hatte ich wirklich unterschätzt, plus die Hitze die im Tal herrschte. Kein Wind, heißer Asphalt und eine Steigung, die ich so vorher noch nie zu Fuß gelaufen war. Mit dem Auto wirkten diese Abschnitte zwar auch schon steil, aber mit reiner Muskelkraft war das nochmal eine ganz andere Nummer.

Als ich die Döttinger Höhe erreichte war mir klar: jetzt hast du es fast geschafft. Komm schon, gib nochmal alles! Aber sogar dieser leichte Anstieg war nur noch gerade so für mich zu bewältigen… Mein Gott waren meine Oberschenkel platt.. Die Krämpfe wurden so stark, dass ich nicht mehr normal in die Pedale treten konnte, geschweige denn auftreten. Ich hielt mich also knapp 1 Km vor dem Ziel an der Leitplanke fest, blieb auf dem Sattel sitzen und versuchet die Krämpfe weg zu dehnen. Sehr schmerzhaft, aber es klappte.


Das Ziel war erreicht – nach 3 Stunden, 44 Minuten und 33 Sekunden! 3 Runden mit 75km, 1646 Höhenmetern und knapp über 100 km/h Topspeed, wow was für ein Tag! Insgesamt erreichte ich Platz 534 und in meiner Altersklasse den 163ten Platz. Dafür, dass ich am Ende über 30 Minuten geschoben hatte und vorher nicht trainiert hatte, dafür war das Ergebnis für mich mehr als nur in Ordnung! Ich hatte es geschafft! Aufgeben war keine Option und ich zog es auch durch! I made it!!!

Ich musste mich erst mal für ein paar Minuten hinlegen, um meine Beine wieder etwas zu reaktivieren, aber nach kürzester Zeit ging es wirklich wieder deutlich besser und ich merkte, dass ich mir wohl einfach nur was am Oberschenkel verklemmt hatte, denn runter vom Sattel, war alles wieder wie vorher. Natürlich merkte ich die Kilometer in den Muskeln, aber bis heute, knapp eine Woche danach, hatte ich keinen Muskelkater! D.h ich muss also nochmal an meiner Sitzposition arbeiten und schauen, wo hier der Fehler liegen kann. Denn genau Muskeln scheinen wohl da zu sein, nur eben nicht für die Bergaufpassagen. Plus, ich sollte vor solchen Events vielleicht doch etwas trainieren, um es mir und meinen Muskeln das nächste Mal doch etwas leichter zu machen!

Es gab am Ende sogar eine richtige Medaille für all die, die es bis ins Ziel schafften! Leider gab es aber auch einige Zwischenfälle auf der Strecke.. Manche weniger schlimm als andere, aber so viel sei gesagt: Der Nürburgring heißt nicht umsonst die grüne Hölle, und diese forderte auch an diesem Tag bei Rad am Ring bei manchen ihren Tribut. Materialversagen, körperliches Versagen und schlimme Unfälle gehören zu solche Events leider auch mit dazu.. ich hoffe, dass die Jungs und Mädels, die ich neben der Strecke sah, mittlerweile wieder wohlauf sind! Und noch was: wenn ihr, egal wo, Menschen seht die Hilfe benötigen, dann helft gefälligst und zieht nicht euer Dinge weiter durch! Menschenleben und Gesundheit zählt immer mehr als alles andere! Ich half auch 2x und da ist es mir auch egal ob mir am Ende dann 10 Minuten fehlen.

Fazit:

Was für ein Erlebnis, was für ein Tag! Ich würde sagen, dass war die beste Entscheidung die ich seit langem getroffen habe, am Rad am Ring 2022 teilzunehmen! Es war ein Kampf, aber ich werde ihn nie mehr vergessen und so viel ist sicher: 2023 bin ich auch wieder am Start, und dann hoffentlich etwas besser vorbereitet und noch mehr motiviert als dieses Jahr! Danke an alle vor Ort, die dieses Event so reibungslos haben ablaufen lassen, und ein großes Kompliment an alle die bei der Planung involviert waren!

Wenn ihr noch Fragen haben sollte, zu Rad am Ring, dann schreibt mir gerne hier! Ich bin nächstes Jahr wieder mit dabei und wenn ihr auch Bock dazu habt, dann schreibt mir doch gerne, vielleicht können wir ja als Team an den Start gehen. Denn je mehr dabei sind, desto mehr Spass macht es auch! Ich hoffe ich konnte euch das Event etwas näher bringen und wünsche euch allen eine tolle Restwoche. Passt auf euch und eure Mitmenschen auf, wir haben nur dieses eine Leben! Genießt es so oft und gut wie ihr nur könnt!

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